Hilde Domins Vermächtnis

Hilde Domins Vermächtnis

Die langen, allzu schütterlichen

Schatten der Vergangenheiten

sind atemstockend spürbar

an jenem feuchtmilden Herbstabend

in der Stadtkirche zu Darmstadt.

Nachvollziehen eines bewegten Lebens.

Beeinflusst durch Menschenunrecht.

Dennoch die versuchte Wiederkehr,

Rückkehr ins Nachkriegsdeutschland.

Heidelberg, du Göttliche, Feine.

Das schmerzliche Vermissen

des Lebensgefährten,

der Darmstädter Freunde

Karl Krolow, Wolfgang Weyrauch

Aufgabe, Dauerprozess

an die jeweiligen Nachfolgenden,

Appell aus der zweiten Generation

nach Brecht:

Hinsehen, nicht zum Wegsehen da zu sein.

Aufstehen, um zu protestieren.

Selbst in der Eigenverantwortung

entsteht das Humane.

Neu, erneut, erneuert.

Anmerkung: Hilde Domin hielt am 21. Oktober 2005 in der Stadtkirche zu Darmstadt eine Lesung, die das Auditorium tief bewegte.

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