Gerhart Hauptmanns „Michael Kramer“
Im Dunstkreise
von Liesel Bänschs
altehrwürdigem Restaurant
um die Jahrhundertwende (1900):
Dreh- und Angelpunkt
der Entscheidung
durch verkorkste Sozialisation.
Der Marabu wird flügge,
dennoch schwach emanzipert.
Flügel gestutzt.
Horizonterweiterung-
so im Keime erstickt.
Nicht dem Vater gleich ehrwürdig,
ehrgeizig sein zu können.
Fast Totalausfall der Mutter.
Im Zweitrangigkeitsprozess
ursächlich begründet.
Die etwas ältere Schwester
als Quasiersatz
im Halbkarrieresprung
des Wilhelminischen Kaiserreiches.
Sohn Arnold im Lügengebäude verstrickt.
Honoratiorenspott stets im Nacken.
Die Obrigkeit des Patriarchen
kaum verstehend.
Zu spät das Angebot von Hilfe,
Unterstützung,
Vater … liebe.
Und das Atelier im Zentrum
höchster Weihen.
Kaum erreichbar,
nicht vergleichbar.
Tochter Michaline
und Exstudiosus Lachmann
allenfalls in der Momentanakzeptanz
des alten Herren und Meisters
und schlussendlich die Wehklagen
im Unendlichkeitston
nach Arnolds Frühfreitod:
„Wo sollen wir landen,
wo treiben wir hin?
Warum jauchzen wir manchmal
ins Ungewisse?
Wir Kleinen,
im Ungeheuren verlassen?
Als wenn wir wüßten,
wohin es geht.
So hast du gejauchzt!
Und was hast du gewußt?-
Von irdischen Festen ist es nichts!
Der Himmel der Pfaffen ist es nicht!
Das ist es nicht, und jen’s ist
es nicht, aber was …
(mit gen Himmel erhobenen Händen)
was wird es wohl sein am Ende?“*
Reinhold Nisch
* Zitat:
Schlusspassus von Gerhart Hauptmanns
Künstlerdrama „Michael Kramer“, Stuttgart
(reclam) 1989, S. 77
(Interpretationshilfen durch Lyrik, hier:
Gerhart Hauptmanns „Michael Kramer“; der
Nachdruck ist ausdrücklich erlaubt!)